est 1958
SpVgg Nürnberg

Offener Brief der SpVgg Nürnberg an das bayerische Kabinett

Sehr geehrter Herr Innenminister Herrmann,
sehr geehrter Herr Ministerpräsident Söder,
sehr geehrte Mitglieder des bayerischen Kabinetts,

mein Name ist Kevin Mühlberg und ich schreibe Ihnen in meiner Funktion als 1. Vorsitzender der SpVgg Nürnberg 1958 e.V., um Ihnen die Eindrücke und Auswirkungen der behördlichen Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie auf einen Amateursportverein näherzubringen.

Seit Anfang der Pandemie glänzen unsere bayerischen Sportvereine mit wirksamen, selbst erarbeiteten Hygieneschutzkonzepten, halten sich vorbildlich an jede Fassung der bayerischen Infektionsschutzmaßnahmenverordnung und sorgen dafür, dass ihre Mitglieder gut geschützt und dennoch sportlich durch die Krise kommen. Die Hürde des enormen personellen Aufwands wird durch das hervorragende ehrenamtliche Engagement der bayerischen Sportkameradinnen und Sportkameraden abgefedert, die Regelungen penibel beachtet, umgesetzt und kontrolliert. Vereine beteiligen sich proaktiv an der Bekämpfung der Pandemie, helfen in ihren Gemeinden und sind die Art Ablenkung, die bei einem in Krisenzeiten Wohlbefinden auslösen, ihnen Kraft geben und ein gutes Gefühl für Körper & Geist erzeugen.

Bislang konnte man den Amateursportlern die ständig ändernden Vorschriften auch – mal mehr, mal weniger – verständlich vermitteln. Sei es das monatelange Sportverbot während des Lockdowns, das Verbot von Zuschauern trotz niedriger Infektionszahlen beim Sport unter freiem Himmel oder der Verzicht auf Sanitär- und Umkleideräume. All den Widrigkeiten wurde getrotzt. Abspringende Mitglieder wurden mit Überzeugungsarbeit und Ausblick auf Besserung vor der Kündigung bewahrt, Kinder & Jugendliche für den Vereinssport akquiriert. Doch das alles ist wertlos, wenn man sich die jetzigen Maßnahmen ansieht und zur Umsetzung jener Regeln gezwungen ist. Partner, Mannschaften und ganze Abteilungen werden entzweit, weil einzelne Mitglieder (noch) nicht gegen das Coronavirus grundimmunisiert sind. Manche waren es bis zum 19.01.2022 und sind es plötzlich nicht mehr.

Andere haben sich unabhängig irgendwelcher Gründe, auf Basis ihrer freien Entscheidung, noch nicht gegen das Coronavirus impfen lassen und werden aus sämtlichen Lebensbereichen (u. a. Sport) ausgegrenzt.

Es ist schwer als Vereins-Verantwortlicher zu argumentieren, warum ein gesunder und negativ auf das Coronavirus getesteter Mensch eine größere Gefahr darstellt, als ein geimpfter bzw. genesener, ungetesteter Mensch und deshalb nicht an der Sportausübung teilnehmen darf. Oder wieso ein ungeimpfter A-Jugend Spieler der noch zur Schule geht mehr Rechte hat, als ein ungeimpfter A-Jugend Spieler, der bereits seine Ausbildung begonnen hat.

Als Verein ist es unsere Pflicht und unsere Überzeugung, dass wir alle Mitglieder und Sportkameraden gleichbehandeln. Vielfältigkeit, Solidarität, Toleranz, Fairness und gegenseitiger Respekt hat für einen (Sport-) Verein allerhöchste Priorität. Mit den derzeitig geltenden 2G bzw. 2G+ Regelungen werden jene Werte durch behördlich angeordnete Maßnahmen untergraben und sorgen für eine Spaltung innerhalb der Vereine und des gesamten Amateursports. Gerade das Beispiel Amateurfußball hat in den letzten Monaten bewiesen, dass die Sportausübung – vor allem unter freiem Himmel – kein Treiber des Virus ist. Der Bayerische Fußballverband handelt hier mit großer Sorgfalt im Namen seiner Vereine und erarbeitet Konzepte, die eine Ausbreitung des Virus nahezu unmöglich machen.

Mit Hinblick auf die bevorstehenden Lockerungen zum Stadionbesuch beim Profifußball, möchten wir Sie bitten, verehrte Damen und Herren, dass die einschneidenden Regelungen für den Amateursport dahingehend geändert werden, dass eine Sportausübung, sowohl In- als auch Outdoor, unter Einhaltung der 3G-Regeln ermöglicht wird und dass Zuschauer unter den gleichen Bedingungen zugelassen werden.

Bitte helfen Sie den Sportvereinen den Mitgliederschwund zu stoppen, helfen Sie den bayerischen Bürgern, sich fit zu halten und keinen Keil innerhalb einzelner Vereine zu treiben und vergessen Sie, trotz all der Probleme und anderer Themen, die es momentan zu bearbeiten gibt, nicht den (Amateur-) Sport.

Vielen Dank für Ihren Einsatz. Bleiben Sie fit, gesund und sportlich.

Mit freundlichen Grüßen aus dem schönen Gebersdorf
Kevin Mühlberg 1. Vorstand SpVgg Nürnberg 1958 e.V.