est 1958
SpVgg Nürnberg

Es geht wieder los!“ – oder auch nicht! –

Es geht wieder los!“ – oder auch nicht!

Am Freitag, den 08.05.2020 verkündete der Bayerische Fußballverband mit großer Euphorie, dass ein Mannschaftstraining im Bereich Taktik, Technik und Kondition unter Einhaltung der Hygiene- und Verhaltensvorgaben wieder möglich sei.
Diese Nachricht löste bei einigen Fußballerinnen und Fußballern, in einer nicht nur sportlich tristen Lage, Hoffnung und Zuversicht aus.
Zuversicht, die man knallhart ausbremsen muss.

Der sechsseitige Leitfaden des BFV ist für Amateurvereine, die nicht gerade der Bayern- oder Regionalliga angehören und (semi-)professionelle Bedingungen vorfinden, in seiner Umsetzbarkeit nahezu unmöglich:
Training in 5er- Gruppen (inkl. Übungsleiter), ausreichendes Desinfizieren von Trainingsmaterial, Erstellung eines vereinsinternen Leitfadens, Benennung eines „Corona-Beauftragten (der die komplette Verantwortung übernimmt), ungeklärte Haftungsfragen, Eigenverantwortlichkeit bei der Wiederöffnung der Vereinssportanlage – nur um ein paar Beispiele zu nennen. Die Liste der Vorgaben ist ellenlang.

Für einen eingefleischten Amateurkicker sind beim genaueren Hinsehen die Vorgaben wohl eher eine Farce, als ein Schritt zurück zur Normalität.
Die Kabine – das zweite Wohnzimmer eines jeden Vollblutfußballers – bleibt verschlossen, der Kühlschrank mit den isotonischen Getränken unberührt. Die Kameradschaft, das mitunter höchste Gut der Sportvereine, bleibt auf der Strecke. Abschlussspiel? Hinfällig. Eckla? Nicht umsetzbar. Leo’s schieben? Höchstens sich selbst. Duschen? Zuhause.

Sicherlich würde sich nach monatelanger Abstinenz vom Fußballplatz in den ersten Wochen der „Egal-Hauptsache-Wieder-Gegen-Einen-Ball-Treten“-Gedanke in den Köpfen der meisten Spieler durchsetzen. Doch wie lange geht das gut? Man darf nicht vergessen, dass vor September keine Verbandsspiele stattfinden werden.
Wie erklärt man den Jugendspielern, die noch nicht mal regelmäßig zur Schule dürfen, dass sie unter der Berücksichtigung des Leitfadens wieder Fußball spielen dürfen? Also so halb. Eigentlich gar nicht.

Es gleicht also doch wohl eher einem Gefängnisbesuch, als der Leidenschaft, der man seit Kindheitstagen nachgeht.

Die Kluft zwischen Aufwand & Ertrag ist für einen Amateurverein ohne finanzielle Mittel und professionelle Strukturen schlichtweg zu groß.
Und bei aller Liebe zum Spiel… Wer würde sich denn freiwillig zum Corona-Beauftragten benennen lassen und die Haftung übernehmen, sollte aus unerklärlichen Gründen etwas passieren?
Sobald die Gesundheit der Spielerinnen und Spieler gewährleistet ist, macht es Sinn auf den Platz zurückzukehren. Unter diesen Umständen nicht. Denn mit „Fußball“ hat diese Art von Spiel genauso viel zu tun, wie das Gefühl eines Fans bei Geisterspielen – absolut nichts.

ein Kommentar eines Mitglieds der SpVgg Nürnberg zur „Wiederaufnahme des Trainingsbetriebs“

fussballn.de Nordbayern Amateure